Baustellenabsicherung im Straßenverkehr - Praxistipps und rechtliche Grundlagen
Baustellenabsicherung ist mehr als das Aufstellen einiger Leitbaken – sie entscheidet darüber, ob Menschen sicher an der Arbeitsstelle vorbeikommen und ob die Bautätigkeit ohne Verzögerungen abläuft. Eine Analyse der BG Bau-Themenschrift zum Gesundheitsschutz belegt, dass mangelhafte Sicherungen jährlich zu mehreren Hundert Unfällen mit Personenschäden führen.

Rechtliche Vorgaben für die Baustellenabsicherung
Gesetzliche Grundlagen bilden das Fundament jeder Verkehrsführung. Die BG Bau-Bausteine A 008 erinnern im zweiten Satz daran, dass eine Gefährdungsbeurteilung dokumentiert werden muss, bevor der erste Leitkegel gesetzt wird.
Straßenverkehrsrecht (StVO)
§ 45 Abs. 6 StVO verpflichtet Bauunternehmen, vor Arbeitsbeginn eine verkehrsrechtliche Anordnung einzuholen. Den genauen Wortlaut finden Sie online im Originalgesetz.
RSA 21 – Richtlinien zur Sicherung von Arbeitsstellen
Die RSA 21 sind das praxisrelevante Handbuch für jede Straßenbaustelle. Ein offizielles Bezugsexemplar bietet der FGSV-Shop. Sie enthalten Mindestmaße, Musterpläne und Qualitätsanforderungen an alle temporären Einrichtungen.
Die wichtigsten RSA-Pflichten im Überblick
- Eine Fahrspur außerhalb geschlossener Ortschaften muss mindestens 3,00 m breit bleiben, damit Lkw sicher passieren können.
- Warnleuchten benötigen die Reflexklasse RA3 und die Lichtstärke L8, wenn in Dunkelheit gearbeitet wird.
- Geschwindigkeitstrichter bremsen den Verkehr stufenweise ab – auf der Landstraße z. B. 100 → 80 → 60 → 40 km/h.
Arbeitsschutzrecht (DGUV Vorschrift 38, ASR A5.2)
Die DGUV Vorschrift 38 verlangt eine Gefährdungsbeurteilung für Risiken wie Anfahrgefahr, Lärm und Staub. Den kompletten Wortlaut der Regel stellt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bereit. Die ASR A5.2 konkretisieren diese Pflichten, unter anderem mit Vorgaben zu Warnkleidung Klasse 3 nach EN ISO 20471 und zu eindeutig beschilderten Fluchtwegen.
Praktischer Ablauf von der Planung bis zum Rückbau
Ein klarer Workflow verhindert Fehler und spart Kosten. Branchenexperten weisen darauf hin, dass eine belastbare Zeitplanung bis zu 30 % Nacharbeit verhindert.
Phase 1 – Vorbereitung
- Site-Survey durchführen: Verkehrsaufkommen, Sichtweiten, Topografie und Witterung erfassen.
- Stakeholder einbinden: Rettungsdienste, Nahverkehrsunternehmen und Anwohnende früh informieren.
- Verkehrszeichenplan skizzieren: Maßstabsgetreue Darstellung aller Schilder- und Bakenstandorte.
Phase 2 – Genehmigung
Der Verkehrszeichenplan geht an die Straßenverkehrsbehörde; eine GPS-gestützte Dokumentation beschleunigt die Freigabe deutlich.
Tipp: Beantragen Sie die verkehrsrechtliche Anordnung mindestens sechs Wochen vor dem geplanten Baustart – so bleibt genug Zeit für Rückfragen der Behörde, ohne dass das Projekt ins Stocken gerät.
Phase 3 – Ausführung und Monitoring
Geschultes Personal mit MVAS 99-Nachweis baut die Sicherung auf. Ein Sicherungsfahrzeug mit LED-Warnpfeil steht stromabwärts, während tägliche Foto-Protokolle den Zustand aller Einrichtungen dokumentieren.
Digitale Tools im Monitoring
Digitale Baustellen-Apps erleichtern die lückenlose Dokumentation von Verkehrszeichen und Fotobelegen. Ein kostenloses Sperrzeiten-Kalkulationswerkzeug stellt die FGSV-Webseite zur Verfügung und hilft, Sperrzeiten exakt zu bemessen.
Phase 4 – Rückbau und Abschlusskontrolle
Nach Ende der Arbeiten entfernt das Team alle temporären Einrichtungen, kontrolliert die Fahrbahnoberfläche und meldet den Abschluss digital an die Behörde.
Rollen und Zuständigkeiten im Überblick
Rolle | Hauptaufgaben | Mindestqualifikation |
---|---|---|
Bauleiter | Budget, Terminplan, VZP-Freigabe | Meister / Ingenieur Bau |
Sicherheits-KO (SiGeKo) | Gefährdungsbeurteilung, Unterweisung | SiGeKo-Seminar, MVAS 99 |
Aufbau-Team | Montage, Wartung, Fotodokumentation | RSA 21-Schulung |
Technische Maßnahmen zur Verkehrssicherung
Beschilderung und Leitbaken
Gefahrenzeichen wie das Baustellenschild (VZ 123) stehen 100 – 150 m vor der Arbeitsstelle. Innerorts reichen je nach Geschwindigkeit bereits 70 m. Zu den wichtigsten Baustellenschildern gehören das Baustellenschild VZ 123 sowie Umleitungspfeile. Leitbaken mit RA3-Folien bleiben auch bei starkem Gegenlicht erkennbar, und Warnleuchten der Lichtstärke L8 schützen in der Nacht.
Temporäre Markierungen
Gelbe Folienmarkierungen mit 12 cm Breite und 0,15 N/mm² Abziehfestigkeit verhindern Verwechslungen mit der dauerhaften weißen Fahrbahnmarkierung.
Mobile Schutzeinrichtungen
Stahlschutzwände der Aufhaltestufe H1 lenken Fahrzeuge zurück auf die Fahrspur. Ein Merkblatt zu Anpralldämpfern veröffentlicht die Bundesanstalt für Straßenwesen. Crash-Attenuatoren mindern Aufprallenergie.
Verkehrszeichen & Baustellenschilder aus einer Hand
Retroreflektierende Schilder sichern jede Arbeitsstelle. Bei uns finden Sie genormte Standardschilder und individualisierbare Lösungen – witterungsbeständig und sofort einsatzbereit.

Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
Warnkleidung der Klasse 3 nach EN ISO 20471 macht Beschäftigte aus über 150 m Entfernung erkennbar. Eine Übersicht liefert die DGUV-Info zu Warnkleidung. Bei Presslufthammer-Arbeiten sind Kapselgehörschützer mit mindestens 30 dB Dämmung Pflicht; FFP-2-Masken schützen die Atemwege.
Risiko-Matrix: Gefährdung und passende Schutzmaßnahme
Gefährdung | Eintrittswahrscheinlichkeit | Schwere | Empfohlene Schutzmaßnahme |
---|---|---|---|
Anfahrgefahr | hoch | kritisch | Leitbaken RA3, Crash-Attenuator, Warnkleidung Kl. 3 |
Lärm (Presslufthammer) | mittel | hoch | Gehörschutz 30 dB, Schallschutzwand |
Staub (Fräsarbeiten) | hoch | mittel | FFP-2-Maske, Wassernebeldüse |
Hitze im Sommer | mittel | mittel | Trinkwasserstation, UV-T-Shirts UPF 50+ |
Dunkelheit / schlechte Sicht | hoch | kritisch | LED-Leuchten L8, reflektierende Markierung |
Gut zu wissen: Moderne Warnwesten mit integrierten Sensor-LEDs steigern die Sichtbarkeit bei Nebel oder Dämmerung, und eingebaute Notfall-Tracker übermitteln bei einem Unfall automatisch Positionsdaten an die Leitstelle.
Checkliste vor Baubeginn
- Verkehrszeichenplan genehmigt: Ausdruck liegt im Baubüro und digital auf dem Tablet des Bauleiters vor
- MVAS 99-Nachweise geprüft: Alle Teammitglieder haben Schulungszertifikate, Ablaufdatum > Baustellenende
- Sicherungsfahrzeug einsatzbereit: LED-Warnpfeil geprüft, Kraftstoff & Ersatzbatterien aufgefüllt
- PSA komplett: Warnwesten Klasse 3, Schutzhelme DIN EN 397, S3-Sicherheitsschuhe, Gehör- & Atemschutz verfügbar
- Rettungskette gesichert: Notrufnummern ausgehängt, nächster AED in < 100 m Entfernung markiert
Fazit
Wer Baustellen im Straßenverkehr plant, muss Rechtssicherheit, Arbeitsschutz und Verkehrsfluss in Einklang bringen. Ein genehmigter Verkehrszeichenplan, geschultes Personal und regelmäßige Kontrollen bilden den Kern einer sicheren Arbeitsstelle. Werden zusätzlich Crash-Schutzeinrichtungen und hochwertige Warnsysteme eingesetzt, sinkt das Unfallrisiko drastisch – und die Bauzeit bleibt planbar.
Häufig gestellte Fragen
Wie oft darf der Verkehrszeichenplan angepasst werden?
Ein Verkehrszeichenplan kann bis zu drei Mal ohne Neuantrag angepasst werden, sofern die Änderungen die Verkehrsführung nicht grundlegend verändern. Dennoch müssen alle Modifikationen sofort an die zuständige Behörde gemeldet werden. Dokumentieren Sie jede Änderung mit Datum, Uhrzeit und Foto, um spätere Rückfragen unkompliziert beantworten zu können. Auf diese Weise vermeiden Sie unnötige Baustopps.
Muss eine Baustelle nachts beleuchtet sein?
Ja, die RSA 21 schreiben mindestens 20 Lux im Arbeits-, und Gehwegbereich vor. Verwenden Sie energiesparende LED-Fluter, die per Dämmerungssensor gesteuert werden, damit die Beleuchtung zuverlässig einschaltet. Ergänzen Sie dunkle Abschnitte mit Warnbaken, die integrierte Leuchten besitzen, um Engstellen sichtbar zu machen. Führen Sie wöchentliche Lichtmessungen durch und protokollieren Sie die Ergebnisse im Bautagebuch.
Wer darf einen Verkehrszeichenplan erstellen?
Grundsätzlich können Ingenieurbüros oder Sicherungsunternehmen mit RSA 21-Schulung den Plan erarbeiten. Viele Behörden bevorzugen dabei digitale Pläne im CAD-Format, weil diese leicht geprüft und archiviert werden können. Wenn das Büro Erfahrung mit lokalen Genehmigungsverfahren hat, verkürzt sich die Bearbeitungszeit erheblich. Bewahren Sie immer eine editierbare Version auf, um kurzfristige Änderungen schnell einpflegen zu können.
Braucht eine Wanderbaustelle unter fünf Minuten Standzeit eine vollständige Sicherung?
Nein, doch ein Sicherungsfahrzeug mit Warnpfeil ist weiterhin Pflicht, um den nachfolgenden Verkehr zu warnen. Das Fahrzeug muss stromabwärts in Fahrtrichtung positioniert sein und einen Abstand von etwa 200 m zur Kolonne einhalten. Alle Beschäftigten tragen Warnkleidung Klasse 3, auch wenn die Arbeiten nur wenige Minuten dauern. Halten Sie Beginn und Ende jeder Wanderbaustellenphase schriftlich fest, um Nachweise gegenüber Aufsichtsbehörden führen zu können.
Bildquellen:
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